Mittwoch, 6. Januar 2010

Produktfälschung und Industriespionage

Der größte Anteil von Produktfälschungen, so sie von den Zollbehörden der jeweiligen Länder überhaupt als solche entdeckt werden, kommt aus China. Also ganz davon abgesehen, wie viele westliche Produkte inzwischen auch ganz legal unter Lizenz in China produziert werden (unter welchen Bedingungen mitunter, siehe oben). Das Handelsblatt veröffentlichte eine Aufzählung nur einiger deutscher Firmen, die erheblich zum Opfer von Plagiaten ihrer Produkte geworden sind. Wobei es sich um Produkte aus allen denkbaren Bereichen handelt, die vom wirtschaftlichen Schaden abgesehen, auch lebensgefährlich für die Konsumenten sein können. Lebensgefährlich von Werkzeugen, über Elektrogeräte bis hin zu gefälschten Kosmetika und Medikamenten.

Gerade von letzteren verzeichnet etwa die Firma Henkel Fälschungen quer durch die Produktpalette. In einem Fall wurden 250.000 gefälschte Henkel-Artikel bei der Einfuhr beschlagnahmt. Ein weiterer Chemiekonzern mit Schwerpunkt Arzneimittel und Feinchemie wurde Plagiat-Opfer: Merck. Laut Handelsblatt ist das Finasterid-Medikament Propecia gefälscht worden, wobei sogar der Hersteller infiltriert wurde, um an die Codierungen aktueller Chargen zu kommen, hier zeigt sich die Verflechtung von Produktfälschung und Spionage. Fälschungen von Stihl-Motorsägen wurden entdeckt, man denke dabei an die Gefährlichkeit von Fälschungen kraftbetriebener Werkzeuge. Auch die deutsche Autoindustrie bleibt nicht verschont. Vor der letzten IAA erhob unter anderem BMW Plagiatvorwürfe gegen den chinesischen Autohersteller Shuanghuan. Der von Shuanghuan vorgestellten CEO ähnelt wie ein Ei dem BMW X5. Opfer chinesischer Plagiate wurde auch der LKW- und Bushersteller MAN. Hier ging es um den chinesischen Hersteller Zonda. Aus dem Maschinenbau meldet der Branchenverband einen jährlichen Verlust von sieben Milliarden Euro durch Fälschungen aus China. Fast vier Millionen Artikel Computerteile und MP3-Player wurden 2007 beschlagnahmt. Ein Beispiel einer wohl etwas legaleren Produktfälschung erzählte mir ein Bekannter. Der unternahm mit seinem Kumpel zusammen eine Schiffsreise. Im Shop an Bord entdeckte er in einer Vitrine einen vermeintlichen iPod. Auch sein Begleiter ließ sich zunächst täuschen. Dann meinte der: “Schau mal genau hin!” Der Schriftzug auf dem vermeintlichen Schnäppchen lautete “lPod”. Von Kinderspielzeug mit gefährlicher Farb- und Imprägnierchemie war in letzter Zeit die Rede. Nachgemacht wurden auch Spielkarten von ASS Altenburger. Haupt-Herkunftsland von Produktfälschungen ist nach Angaben der EU-Kommision China. Doch auch Länder wie die Türkei und die Arabischen Emirate spielen vor allem bei Chemieprodukten wie Kosmetika eine große Rolle.

Der Verfassungsschutz, für solche Themen zuständig, warnte unlängst vor einer zunehmenden Wirtschaftsspionage vor allem seitens China und Russland. Während Russland dabei klassische Agenten bevorzugt (das Amt hält z.B. die Einstellung von kostenlosen Praktikanten für eine mögliche Gefahrenquelle), fällt China durch hohe Aktivitäten im elektronischen Bereich auf. Auch der Direktor des FBI, Robert Swan Mueller, wies auf eine essentielle Bedrohung für Militär und Wirtschaft durch die Spionagetätigkeit Chinas hin. In den vergangenen zwei Jahren seien mindestens 30 Chinesen mit chinesischer oder amerikanischer Staatsangehörigkeit wegen Wirtschaftsspionage vom FBI festgenommen worden. Ähnliches berichtet der deutsche Verfassungsschutz. Als ein Beispiel von vielen flog ein von einer bayerischen Fakultät eingestellter Wissenschaftler auf, der während seiner Dienstzeit auffällig intensiv vom chinesischen Konsulat betreut wurde. Das von ihm gestohlene Know-how wurde in China dann vor allem im Nuklearbereich und in der Raumfahrt eingesetzt. Die Haupttätigkeit Chinas liegt aber, wie gesagt, im elektronischen Bereich. Mit präparierten Emails oder Links auf gefährliche Webseiten sollen die Opfer sich unbemerkt Trojaner einhandeln. Mit dieser Methode sind chinesische Hacker bereits in Firmennetzwerke als auch in Behördencomputer des Bundes vorgedrungen.

Von Atomschlag, chinesischer Herrenrasse und Weltherrschafts-Träumen

Wer nun denkt, all diese krummen Touren, diese hohe kriminelle Energie auf dem Weg zur Supermacht diene ja sicher nur der Errichtung und Sicherung des Wohlstands eines Volkes unter vielen, könnte möglicherweise etwas daneben liegen. Die Kommunistische Partei Chinas wird nicht müde zu betonen, dass der Kommunismus als Staatsziel nicht aufgegeben wurde. Im Gegenteil. Diese “marktwirtschaftliche Episode” wird als Vorstufe zum Kommunismus deklariert. Als Mittel zum Erreichen des Endziels also – ein Griff zu harten frühkapitalistischen Verhältnissen, die uns hier in der Ur-Heimat des Kapitalismus sogar extrem verstörend und gruselig erscheinen.

Mag aber vielleicht sogar noch viel mehr dahinterstecken, als nur die Zementierung eines leistungsfähigen Kommunismus innerhalb der Grenzen Rotchinas? Im Sommer 2005 fielen aus dem Munde von Chi Haotian, dem Vizevorsitzenden der mächtigen Militärkommission und ehemaligen chinesischen Verteidigungsminister, Sätze, die die Welt aufhorchen ließen:

“Der Krieg ist nicht weit von uns, er ist ist der Geburtshelfer des chinesischen Jahrhunderts. Unsere wirtschaftliche Entwicklung dient ausschließlich zur Vorbereitung des Krieges.“

Weiter erklärte Chi, ein atomarer und biologischer Erstschlag gegen Amerika solle das Überleben des Kommunismus in China sicherstellen. Zugleich soll durch das Ausschalten der USA das „chinesische Jahrhundert“ eingeleitet werden – die weltweite Oberhoheit der „chinesischen Herrenrasse“.

Zwar führen Beschwichtiger gerne an, solche Drohungen nach außen (wie auch im Falle Ahmadineschads im Iran) wären nur dazu da, eine schwindende Akzeptanz beim eigenen Volk wieder herzustellen. Aber schon einmal hatte eine Kommunismus-ähnliche Partei, nämlich die NSDAP, einen Begriff der “Herrenrasse” deklariert, die zum Griff nach der Weltherrschaft geradezu verpflichtet sei. Wozu das führte, dürfte auch notorischen Beschwichtigern und Herunterspielern hierzulande nicht entgangen sein. Scheinbar ist der Islam also nicht das einzige fanatische System mit wahnhaftem Herrenmenschen- und Weltherrschaftsdrang, dem die Welt sich in Zukunft gerüstet entgegenstellen muss.

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